Wenn Mensch und Tier zusammenrücken

In der geschichtlichen Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung hat sich ein Wandel vollzogen. Früher wurden Tiere vor allem für die Arbeit und als Nahrungslieferanten eingesetzt und im Laufe der Industrialisierung eher aus dem Umfeld der Menschen verdrängt. In den letzten Jahrzehnten holen sich die Menschen die Tiere aus anderen Beweggründen wieder näher zu sich. Die Tiere haben es bis in die Wohnstuben geschafft und so manches lebt sozusagen wie ein Familienmitglied.

Renate Hofer's Hund Fly (2016)

Die Menschen wissen aus ihrer subjektiven Wahrnehmung längst, dass ihnen das Tier gut tut. Es hilft gegen Einsamkeit und Ängste, kann allgemein das Wohlbefinden fördern, bei Behinderungen wichtige Funktionen übernehmen und kranken Menschen helfen, das Leiden zu lindern. Immer häufiger kommen deshalb Tiere auch in der Medizin zum Einsatz.

Doch diese Nähe und die starke Bindung verläuft nicht immer harmonisch und kann sowohl für den Menschen als auch das Tier oder für beide zum Problem werden. Selbst wenn wir überzeugt sind, mit unserer Fürsorge alles für das Wohlbefinden des geliebten Tieres zu tun, treten unverhofft Störungen auf, die wir mit unseren Sinnesorganen vielleicht wahrnehmen, aber nicht immer richtig deuten können.

Renate Hofer mit ihrer Katze  (2016)

Deshalb kommt an dieser Stelle oft die Tierkommunikation zum Einsatz. Die Nachfrage nach der Dienstleistung ist in den letzten Jahren stark gestiegen, in erster Linie wohl deshalb, weil immer mehr Haustiere gehalten werden. Laut dem Bundesamt für Statistik sind dies in der Schweiz weit über eine Million Katzen, eine halbe Million Hunde, sowie viele andere Tiere.

Auch die Forschung hat das Thema Mensch-Tierbeziehung in den letzten Jahren vermehrt aufgegriffen und bereits viele interessante Studienergebnisse publiziert, so auch in der Schweiz, wo beispielsweise nachgewiesen werden konnte, wie sich durch Heimtiere die soziale Entwicklung unserer Kinder nachweislich positiv beeinflussen lässt.

Ist die Mensch-Tier-Beziehung intakt, so können beide, Mensch und Tier, von der Wechselwirkung profitieren. Das wissen vielfach auch die betagten Menschen unter uns zu schätzen, vor allem dann, wenn sie durch Einschränkungen den Kontakt zu den Mitmenschen nicht mehr im gleichen Mass pflegen können und die Isolation droht. Ein Heimtier bedeutet dann neue Lebensfreude.

Cheval de Merens im Tierpark Weihermätteli, Liestal (2016).

Tiere entwickeln oft erstaunliche Fähigkeiten, wenn sie eine Beziehung zu Menschen aufgebaut haben. So wird beispielsweise immer wieder darüber berichtet, dass ausgesetzte oder durch unglückliche Umstände von ihren Haltern getrennte Tiere oft über grosse Distanzen zurückfinden und unverhofft vor der Tür stehen. Wie sie das schaffen, bleibt uns ein Rätsel.

Aber auch Menschen können spezielle Fähigkeiten, die in ihnen schlummern, abrufen und weiterentwickeln, ihre Wahrnehmung schärfen und ausweiten. Dies machen sich die Tierkommunikatorinnen und Tierkommunikatoren zu Nutze, wenn sie Kontakt zu einem Tier aufnehmen und mit ihm sozusagen in den Dialog treten.